Niki meldet Insolvenz an - was Passagiere jetzt tun können
UPDATE: Nach dem geplatzten Deal mit Lufthansa geht IAG als Käufer der insolventen Niki hervor. Für insgesamt 36,5 Mio. € werden 740 der rund 1000 Mitarbeiter von Niki übernommen und zum spanischen Billigflieger Vueling überführt, der eine Tochter des Luftfahrtkonzerns IAG ist. Zusätzlich werden begehrte Flug- und Landerechte übernommen sowie eine Reihe an Flugzeugen aus der Flotte übernommen, wobei letztere nicht im Kaufpreis enthalten sind. Indes wurde angekündigt, dass Niki-Tickets weiterhin ungültig bleiben und keine Sonderangebote des neues Käufers für betroffene Kunden gemacht werden.
Die Niki Luftfahrt GmbH ist zahlungsunfähig. Die Zukunft der österreichischen Airline steht auf der Kippe. Der Insolvenzverwalter hat 7 Tage Zeit eine Lösung zu finden, bevor die Start- und Landerechte verfallen.
Nachdem der Deal mit Lufthansa aufgrund von Wettbewerbsbedenken der EU-Kommission geplatzt ist, hat Niki am 14. Dezember 2017 Insolvenz angemeldet und damit einhergehend den gesamten Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt. Dadurch verlieren insgesamt 760.000 ausgestellte Tickets ihre Gültigkeit und 40.000 Passagiere sind an verschiedenen Orten gestrandet; die meisten von ihnen auf Mallorca.
Passagiere können auf Rückerstattung hoffen
Passagieren stehen folgende Möglichkeiten zur Auswahl, um den Ticketpreis zurück zu erhalten:
Haben Sie Ihr Ticket direkt bei Niki gebucht, stehen die Chancen auf Entschädigung oder Rückerstattung bei Zahlungsunfähigkeit erfahrungsgemäß schlecht. In einer Pressemitteilung des Insolvenzverwalters heißt es dagegen, dass voraussichtlich alle Tickets rückerstattet werden, die ab dem 15. August 2017 gebucht wurden. Ob und inwiefern dieses Vorhaben realisiert wird, bleibt abzuwarten.
Haben Sie Ihr Ticket im Rahmen einer Pauschalreise bzw. über ein Reisebüro gebucht, sind Sie in aller Regel abgesichert. Setzen Sie sich mit Ihrem Veranstalter in Verbindung.
Möchten Sie eine Entschädigung für Ihren annullierten Niki-Flug nach EU-Verordnung Nr. 261/2004 einfordern? Da sich Niki zu diesem Zeitpunkt im Insolvenzverfahren befindet und nicht klar ist, ob sie noch gerettet oder aufgelöst wird, sind Auszahlungen seitens der Airline juristisch ausgeschlossen. Sie haben Sie die Möglichkeit sich in die Gläbubigertabelle einzutragen. Allerdings dürfte im letzteren Fall die Entschädigung lange auf sich warten lassen und wahrscheinlich - wenn überhaupt - nicht in voller Höhe ausgezahlt werden, weil Entschädigungsansprüche bei Flugproblemen in einer Gläubigerliste weit unten stehen und nicht viel übrig bleibt.
Airlines bieten Rückflüge zu Sonderkonditionen für Gestrandete
Einige Airlines haben angekündigt, Reisende und Gestrandete bis zum Ende des Jahres zu Sonderkonditionen nach Deutschland zurück zu fliegen, sofern Sitzplätze noch frei sind. TUIfly bietet für Individualreisende 50% des Ticketpreises zurück, wenn Sie einen Rückflug mit ihnen reservieren. Voraussetzung hierfür ist, dass man eine Buchungsbestätigung von Niki vorweist kann. Condor bietet den Betroffenen sogar kostenlose Rückflüge. Pauschalreisende sollten sich an Ihren Veranstalter wenden, da diese sich in aller Regel um Ersatzflüge und weitere Unterstützungsleistungen kümmern.
Niki vor dem Aus
7 Tage hat der Insolvenzverwalter der österreichischen Fluggesellschaft Zeit, um einen neuen Käufer oder eine anderweitige Lösung zu finden, bis die Start- und Landerechte und somit die begehrten Slots an Flughäfen auslaufen.
Von der Insolvenz betroffen sind rund 1.000 Mitarbeiter. Insbesondere Piloten und Flugbegleiter haben jedoch gute Chancen von Konkurrenten wie Eurowings oder Austrian Airlines übernommen zu werden. Bereits bei Air Berlin fanden viele schnell eine Neuanstellung bei anderen Luftfahrtunternehmen.
Der geplante Deal mit Lufthansa scheiterte, als die EU-Kommission bei ihrer Überprüfung Wettbewerbsbedenken äußerte. Auf 50 von 80 Strecken sei Lufthansa im Fall eines Kaufs alleiniger Anbieter gewesen und hätte somit zuviel Marktmacht, so EU-Kommissarin Vestager. Andererseits verschwindet mit der Insolvenz nach Air Berlin und Monarch Airlines ein weiterer bedeutender Anbieter in der Luftfahrt vom Markt, was vermutlich zu Engpässen und in der Folge zu höheren Preisen bei den anderen Fluggesellschaften führt. Indes haben sich erneut Interessenten gefunden. Gründer der Airline und Ex-Formel 1-Fahrer Niki Lauda hat sein Interesse an einem Rückkauf bekundet, nachdem er sein Unternehmen 2011 an Air Berlin verkauft hatte. Außerdem befinden sich Thomas Cook (Condor) und die British Airways-Mutter IAG in Verhandlungsgesprächen. Derweil finden sich mehr und mehr Interessenten für die insolvente Airline, wie Ryanair, PrivatAir oder die Logistikgruppe Zeitfracht. Ob der Weiterbetrieb im Fall eines Kaufs gewährleistet wird, bleibt abzuwarten. Das Land Österreich prüft hingegen, ob kurzfristig ein Überbrückungskredit möglich ist wie ihn etwa die Deutsche Bundesregierung für den Weiterbetrieb von Air Berlin ausgestellt hatte.